Slide 1
Slide 2
Slide 3
Slide 4
Slide 5
Slide 6
Slide 7
Slide 8

SweetGelatineGirls

in Zusammenarbeit mit Steffi Simmen

„Loulou und Boubou Gelatine haben es sich in ihrer bonbonfarbenen Welt häuslich eingerichtet. Bunt ist Trumpf. Liebenswert sind die beiden, soll man meinen. Nichts Böses mag diesen Ort heimsuchen. Loulou und Boubou, die beiden Kinder aus dem Gelatine Valley, entspringen dem Common Sense unserer allgegenwärtigen ästhetisierten Recyclinggesellschaft. Gelatine ist die Antwort auf alle Fragen der Moderne. Hier recycelt sich die ewige Schöpfung, ganz nach unserem Willen. Es ist das, was die Welt im Innersten zusammenhält. Es ist universale Form. Hier erschafft der Mensch das Leben neu, hier findet der Golem seine Eingebung. Hier findet der Mensch seine Form.“

So beschreiben Loulou & Boubou, die beiden Artefakte aus dem Gelatine Valley, wie sie dem konsumeristischen Rollenspiel dessen Übererfüllung entgegensetzen. „Ein bisschen Knochenmehl gefällig?“ – Unter der Hand verwandelt sich die Basissubstanz für Gelatine in einen grellen Mix aus Performances, Konzerten, Videos, Randaktionen zu Großereignissen wie etwa der Kasseler documenta, oder aber bunten Gelatineschlachten auf Wänden, Fußböden, Leitern oder den eigenen Gesichtern.

Der aktuelle Golem sitzt unter rosa Tütüs, manchmal mit bayrisch breiten, jedoch babyblauen Hosenträgern, immer unter grell gelben und schwarzen Perücken, hüpft auf Cheerleaderstiefelchen umher, das Gesicht mit spinnenbeinlangen Clownstränen bemalt, oder kämpft mit riesigen bunten Boxhandschuhen, maßgefertigt nach veritablen punching balls – „we beat u 2 the punch“. Mit seriösen Alten aus der etablierten Kultur nimmt sein Nachfolgeduo es auf, sobald sie ihre mageren Jahre zu fetten 52 addieren, und verspielt den falschen Ernst in witzigen Anspielungen auf die feineren Etablissements des Theaters, auf den zeremoniellen Ernst so mancher Performance, auf so manchen metaphysisch bedeutungsschwangeren Installationskram, oder aber auf allzu apodiktische künstlerische Gender-Debatten.

Text: Ursula Panhans-Bühler